Rechter Populismus?

Wir wissen was wie wer warum tut! Lesung und Podiumsgespräch

Donnerstag 15. Februar, 20 Uhr in der Kosmotique

Der Club der Verschwender*innen lädt sich ein in die Köpfe von Didier Eribon (linker Starautor), Georg Seeßlen (visonärer Postpostanarchist), Bernd Stegemann (Prof. Schauspielschule Ernst-Busch) und Donatella della Porta (Bewegungsforscherin am Europäischen Hochschulinstitut). Die Moderation klingt wie Oliver Marchart (Kunstphilosoph).

Die Literaturerscheinungen zum Phänomen des erstarkenden Rechtspopulismus waren zu zahlreich für Eine*n. Wir haben daher einige heiße Köpfe und ihre aktuellen Texte ausgewählt und bringen sie an diesem Abend lesend und sprechend in die Diskussion.

„Der neuere Rechtspopulist betont seine Männlichkeit, ohne sie zu monumentalisieren. In einer Gesellschaft, der nicht nur die Arbeitsplätze, sondern gleich die Arbeit selbst abhanden kommt, verkörpert er nichts als Arbeit. Das mythische Paradox des arbeitenden Unternehmers. Dieser Männerkörper arbeitet immer, und dieses sein Arbeiten ist sein eigentliches Angebot.“ Georg Seeßlen: Trump! Populismus als Politik. Bertz und Fischer: 2017

„Hinter der moralischen Panik vor Rassismus verstecken sich also die Interessen des Kapitals, das einen Lohnkampf führt, indem es den Arbeitsmarkt globalisiert. Linke machen sich dabei selbst zu Kollaborateuren. Durch die einseitige Fokussierung auf die Fragen von Race und Gender ist der Diskurs erblindet für die Ausgrenzungen, die aus den Eigentumsverhältnissen resultieren.“ Bernd Stegemann im Interview (ND). Das Gespenst des Populismus. Theater der Zeit: 2017

„Mit dem Global Justice Movement sind erneut Bewegungen in den Fokus gerückt, die von den Verlierern jenes ungezügelten Neoliberalismus getragen wurden. Gleichzeitig jedoch erstarkte auch – auf dem Fundament der Missstände und Konflikte, die mit den verschiedenen Facetten der Globalisierung einhergehen – die populistische Rechte.“ Donatella della Porta in: Die große Regression. Suhrkamp: 2017

„Wir dürfen nicht die politischen Kategorien rechter und rechtspopulistischer Rhetoriken übernehmen. Die Begriffe Volk, Nation oder auch die 99% im Gegensatz zu den 1% waren aus soziologischer Perspektive schon immer eine Fiktion. Ein sogenanntes Volk ist eine extrem heterogene Gruppe Menschen, die sich entlang der Kategorien Geschlecht, Rasse, Klasse etc. in vielfältige Gruppen mit sehr gegensätzlichen Interessen aufschlüsselt.“ Didier Eribon: Contre un populisme de gauche, 2017

„Ich spreche von „liberalem Antipopulismus“, weil hier der Versuch gemacht wird, jegliche Form einer popularen Politik zu delegitimieren. Und somit jegliche Form, die Interessen breiterer Bevölkerungsschichten zu mobilisieren gegen eine Politik, die an diesen Interessen vorbeigeht. Das ist eine Form von Abwehrkampf gegen Alternativen – ohne auf die Inhalte dieser Alternativen einzugehen.“ Oliver Marchart: Liberaler Antipopulismus. Ein Ausdruck von Postpolitik, 2017